Die meisten Bandoneons sind zwischen fünfundsechzig und hundertzwanzig Jahre alt. Das Instrument ist größtenteils aus Holz, Leder, Karton, Papier und Knochenleim hergestellt; Materilien, die empfindlich sind für Feuchtigkeit, Austrocknung, Verschleiß und Ungeziefer. Die gute Nachricht ist, dass viele Schäden repariert werden können. Bei allen Reparaturen und Restaurationen benutze ich so viel wie möglich die ursprünglichen Materialien und Techniken. Alle Arbeiten werden nach Beratschlagung mit dem Spieler durchgeführt; bei Übereinstimmung folgt eine schriftliche Bestätigung und Preisangabe.
Die meisten Reparaturen können eingeteilt werden in drei Kategorien: Luftverlust, Mechanik und Aussehen. Unten folgt eine kleine Auflistung der meist vorkommende Arbeiten.
Luftverlust : -Balg -Luftklappe und Nadel -Dichtungsleder -Montierboden -Decker
| Mechanik: -Tasten -Decker -Achsen -Feder | Aussehen: -Holz -Furnier -Intarsien -Lacken und Polieren |
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LUFTVERLUST
Für den Verlust von Luft (-druck) gibt es etwa vier Ursachen: Lecke im Balg, die Lederdichtungen der Kappen lecken, kleinere oder größere Risse im Montierboden, oder die Mechanik leckt.
Der Balg besteht aus über fünfhundert Teilen, die zum größten Teil mit Knochenleim verleimt sind. Durch Austrocknung oder Verschleiß können Lecke entstehen. Viele Bälge können überholt werden; neue Verleimungen, neues Balgleinen ('Kaliko‘) und Lederreparatur gehören zu den Möglichkeiten. Bei schwer beschädigten und/oder schlecht reparierten Bälgen ist ein neuer Balg eine gute Alternative; eventuell sogar mit Gebrauch des Originalmaterials. Material, Maße und Farbe werden selbstverständig in Absprache mit dem Spieler bestimmt.
Im Balgrahmen befindet sich auch die Luftklappe; auch diese ist mit Leder bekleidet. Wenn dieses Leder ausgetrocknet oder verschlissen ist, sollte es erneuert werden. Die Luftklappe wird bewegt von einer Nadel oder Metalldraht, die durch den Balgrahmen geführt wird. Wenn die Öffnung nicht gut schließt, kann sehr viel Luft, oft hörbar, entweichen.
Die Kappen ('Deckel‘) eines Bandoneon werden mit Schrauben an dem Balgrahmen festgemacht. Die Dichtungen sind meistens aus Leder. Wenn ausgetrocknet oder beschädigt, sollte es ersetzt werden. Durch Wettereinflüsse oder Unfälle können Risse im Montierboden entstehen und Luft kann entweichen. Solche Risse müssen sorgfältig repariert werden, eventuell verstärkt werden mit Holz- oder Messingdübel.
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Eine übliche Ursache von Luftverlust ist der schlechte Zustand des Leders auf den Deckern. Wenn es allzusehr ausgehärtet ist, wird es seine Funktion verlieren und es kann Luft entweichen zwischen Decker und Montierboden. Das Leder sollte ersetzt werden, oft auch das Ledergelenk zwischen Decker und Hebel. MECHANIK Von vielen Bandoneons ist die Mechanik unregelmäßig, verschmutzt, oder instabil geworden.
In meiner Werkstatt reinige ich die Mechanik und stelle sie nach. Die Achsen werden spielfrei gemacht und die Federn neu nachstellt, so daß ein einheitliches Spielgefühl erreicht wird. Die Decker werden mit einem Spezialleder bekleidet, um sie luftdicht zu machen. Manche Tasten bleiben hängen oder fühlen sich unregelmäßig an. Oft sind die Tasten beschädigt oder stark verschmutzt - nicht selten mit Nikotin. Tasten können gereinigt und wo nötig, mit neuem Perlmutt versehen werden. Wenn die Tastatur allzusehr verschmutzt oder beschädigt ist, kann sie durch eine neue Tastatur aus einem Donor-Instrument ersetzt werden oder durch eine identische, neu angefertigte Tastatur aus meiner eigenen Werkstatt. AUSSEHEN Auch Bandoneons, die mechanisch gesund und gut gestimmt sind, ist oft eine heftige Vergangenheit anzusehen. Oft ist der Lack angetastet, das Holz beschädigt oder gebrochen und nicht zuletzt sind oft grobe Reparaturen gemacht, um das Instrument möglichst schnell wieder brauchbar zu machen. Nicht selten sind Instrumente schwer verschmutzt oder mit synthetischem Lack angemalt.
In meiner Werkstatt restauriere ich Holz und Lack mit den ursprünglichen Materialen und bringe den Instrumenten ihren vollen Glanz zurück. Palisander-Furnier wird restauriert, Lack neu aufgebracht und poliert, fehlende Perlmuttintarsien neu eingelegt. Der Zweck dabei ist nicht ein 'neues' Bandoneon herzustellen, sondern ein schönes altes Instrument zu voller Geltung kommen zu lassen.
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